Seit August ist Christoph Rufer Cheftrainer im SC Winterthur. «Schwimmen ist eine Lebensschule», sagt der 28-Jährige. Und wenn alles zusammenpasst, ist da dieses besondere Gefühl.
«Unsere Gruppe ist sehr jung», beschreibt Christoph Rufer die Schwimmerinnen und Schwimmer, die im Hallenbad Geiselweid üben. Der Schwimmclub Winterthur ist einer von 25 Nachwuchsstützpunkten des Verbands. «Wir sind ein Ausbildungsverein», sagt Rufer, seit dem August Cheftrainer. Gelingt den Talenten der Sprung ins regionale Elite-Kader, wechseln sie gewöhnlich in grössere Vereine. Zuletzt wählte Selina Weber im Sommer 2019 diesen Weg.Früher war Rufer jeden Tag im Wasser, erreichte einige Finals an der Schweizer Meisterschaft. «Mit Krafttraining kam ich auf über 20 Stunden Aufwand in der Woche», rechnet er vor. Seine beste Disziplin: 200 Meter Brust. Über seine Schützlinge sagt er: «Sie alle können so gut werden wie ich. Einige sogar viel besser.» 2013 löste der Schwimmclub Winterthur, Rufers Stammverein, die Elite-Gruppe auf. «Das hat mich getroffen. Ich hatte keine Lust, den Verein zu wechseln.»
Nicht das grosse Talent, sondern ein Arbeiter
Rufer trat damals kürzer. Er war im letzten Jahr seines Bachelor-Studiums in Ethnologie. Seine Abschlussarbeit machte er im Behindertensport – bei PluSport ist er heute Swim Instructor. Der 29-jährige Winterthurer schwimmt noch immer regelmässig – auch an Wettkämpfen in der Kategorie Masters. Gewöhnlich steht er jetzt aber am Beckenrand und gibt sein Wissen an Jüngere weiter.Er sei nicht das grösste Talent gewesen, verrät Rufer. «Ich habe es über Arbeit gemacht.» Das Asthma setzte ihm jedoch Grenzen. «Nach 100 Metern ging jeweils die Lunge zu. Ich habe nur ein paar Rennen ohne Asthma bestritten.» Irgendwann habe er seine Limiten bemerkt – und sie akzeptiert. «Ich hatte trotzdem Spass», sagt er. So weit sind die meisten seiner Schwimmer noch nicht. «Sie wollen immer eine Verbesserung ihrer Zeit sehen. Oft ist es eine kleine Tragödie, wenn es nicht funktioniert.» Dabei gehe es um mehr als Zeiten, sagt der Trainer. «In erster Linie sollen die Kinder Freude haben am Schwimmen», erklärt Rufer. Und sie sollen etwas miteinander machen.» Als Schwimmer sei man zwar ein Einzelsportler. «Aber ein Einzelsportler in einer Mannschaft.» Darum sei es ihm wichtig, dass auch Staffel geschwommen werde. Und ganz andere gemeinsame Aktivitäten wie etwa Schlittschuhlaufen stehen ebenfalls ab und zu auf dem Programm. «Am Ende sollen die Kinder selbstbewusste Teenager sein», erklärt Rufer das Ziel. Schwimmen, sagt er, sei eine Lebensschule. «Man muss arbeiten, um etwas zu erreichen. Und wenn es nicht läuft, muss man dabei bleiben.» Harte Serien schwimmen mache keinen Spass, weiss der Trainer. Er persönlich war immer auf der Suche nach einem Gefühl. Er hatte es nur wenige Male. «Wenn du gut drauf bist», sagt Rufer und lächelt, «dann fühlt sich Schwimmen an wie Fliegen im Wasser.» (skl)
Endlich wieder im Training
Er sei froh, dass das Training wieder stattfinde, sagt Christoph Rufer. Doch die Vorsichtsmassnahmen machen die Arbeit nicht einfach. «Die jungen Kinder konnten am Anfang das Abstandeinhalten nicht richtig abschätzen», hat der Coach beobachtet. Zudem trainieren alle ein bisschen weniger – weil bloss noch zehn Kinder auf einer 50-Meter-Doppel-Bahn üben dürfen und nicht mehr zehn Kinder auf einer halben Bahn. «Aber wir können uns nicht beklagen.» Denn im Gegenzug ist das Hallenbad Geiselweid derzeit früher verfügbar, da es für die Öffentlichkeit noch geschlossen ist. Die Wettkämpfe dieser Saison sind dagegen alle abgesagt. Das Winterthurer Eulach Meeting vom 16./17. Mai konnte nicht stattfinden, und die Schweizer Nachwuchsmeisterschaft von Mitte Juli in Genf ist ebenfalls abgesagt. (skl)
Landbote, 26.05.2020