WASSERBALL Am Samstag starten die Winterthurer Männer in die NLA-Saison. Für Gian Rickenbach und seine Teamkollegen wird es ein weiteres Lernjahr. Doch der SCW will auch Erfolg haben.
«Letzte Saison war ich zum ersten Mal richtig dabei», erzählt Gian Rickenbach. Zwar hatte der Wasserballer schon vorher Partien der NLA bestritten. Gespielt habe er aber «eher gegen die Tabellenhinteren». In den wichtigen oder engen Begegnungen waren die Plätze in seinem Stammverein Kreuzlingen für die Routiniers und ausländischen Profis reserviert. Für 2018 wechselte der 19-Jährige darum auf Leihbasis zu Aufsteiger Winterthur.
Die erlösenden zwei Siege
«Hier sind alle jung», berichtet Rickenbach. Viele der Teamkollegen kannte er aus der U-19-Nationalmannschaft. Auch Coach Radoslav Moldovanov. «Winterthur ist eine neue Erfahrung. Ich konnte in Situationen, in denen es knapp war, Verantwortung übernehmen», zieht der Älteste von drei Brüdern aus dem 400-Seelen-Dorf Illighausen positiv Bilanz. «Da lernst du, in brenzligen Situationen ruhig zu handeln.» Also hängt der Centerspieler eine weitere Saison im SCW an.
Am Samstag spielen die Winterthurer gegen Lugano um die ersten Punkte. Ein Sieg gegen den Meister ist nicht zu erwarten. «Aber wir wollen zeigen, dass wir ein ernst zu nehmender Gegner sind», sagt Rickenbach. «Wir wollen wenige Konter einfangen und die Goaldifferenz klein halten.» Insgesamt soll es eine Saison werden mit mehr Siegen. Im ersten NLA-Jahr reichte es zu zwei Erfolgen in 21 Partien. Sie gelangen aber erst im letzten Drittel der Meisterschaft.
«Die Siege waren eine Erlösung für die Mannschaft», erinnert sich Rickenbach. «In diesen zwei Spielen haben wir eins zu eins umgesetzt, was der Trainer uns immer sagte. Und wir hatten das nötige Glück.» Zuvor waren zwei Unentschieden gelungen, aber sechs der weiteren zwölf Partien gingen mit drei oder weniger Toren Unterschied verloren. «Die Siege waren ein riesiges Erfolgserlebnis. Und für mich waren sie überraschend. Ich hatte mich eingestellt auf eine Saison mit nur Niederlagen.»
Denn in der NLA wird anders Wasserball gespielt. «Die Gegner haben mehr Kraft, die Teams passen die Bälle schneller, das Spiel ist durchdachter», hat Rickenbach erkannt. «In der Nationalliga A spielen nur die Wasserballer, die es geschafft haben. In der Nationalliga B spielen alle.» Die Winterthurer jedoch haben schnell gelernt. Auch der zentrale Angreifer, der zuerst Fussball im FC Berg gespielt hatte, dessen Vater aber Wasserball-Goalie gewesen war.
Im Sommer aus der Schule
«Im Fussball war ich zu wenig schnell», schmunzelt Gian Rickenbach. Also ging er «mit 8 oder 9» zum Wasserball. «Ich konnte mich gerade so über Wasser halten. Ich musste zuerst richtig schwimmen lernen.» Inzwischen unterrichtet er dreimal in der Woche die U-11- und die U-13- Junioren als Assistenztrainer. Ob er auch beruflich Lehrer wird? Rickenbach besucht an der pädagogischen Maturitätsschule die Sportklasse und steht im vierten und letzten Jahr.
Derzeit läuft eine einmonatige Phase mit Selbststudium. «Das mache ich mega gern», sagt er. Im Sommer wird Gian Rickenbach die Schule mit der Matura abschliessen. Danach könnte er sich vorstellen, Sportmanagement zu studieren. Aber nicht sofort. «Im Moment habe ich ein bisschen genug von der Schule.» Wahrscheinlicher ist ein Zwischenjahr. «Vielleicht mache ich ein Praktikum oder arbeite.» Schon jetzt ist er einen Tag auf dem Büro – im Geschäft des Vaters.
Stefan Kleiser